Bangkok
13.8. - 16.8. 2013
Bangkok ist mit einem Wort kaum zu beschreiben. Das erste Mal Bangkok-Luft einatmen ist wie ein Gefühl von Atemnot: Stickig-heiß, tropisch-feucht, abgasluftgeschwängert. Diese Stadt ist laut, quirlig, unübersichtlich, chaotisch. Der Verkehr wird von Rollerfahrern und Tuk-Tuks regiert, als Fußgänger helfen dir auch keine Zebrastreifen. Nur wagemutig losgehen, ohne nach rechts und links zu blicken, lässt uns die Straßen hier halbwegs schnell und sicher (paradoxerweise) überqueren. Am ersten Abend unserer Reise "überraschte" uns natürlich auch gleich ein Monsunschauer. Wie töricht von mir zu glauben, ich müsste keine Regenjacke einpacken, so etwas kann man sicher leicht umgehen - nicht, wenn man sich heillos verläuft!
Bangkok ist eine Stadt der Gegensätze, die sich im Metertakt abwechseln: Traditionelle buddhistische Tempel, welche Ruhe, Erhabenheit und Entschleunigung ausstrahlen, stehen direkt an einer mehrspurigen Schnellstraße, gleich nebenan mehrere hypermoderne Einkaufszentren, wo der Konsumteufel tobt. Aber am allermeisten prägt diese Stadt die Menschen, die in den Straßen Ihre Waren feilbieten, Lottoscheine verkaufen (und das ganze Straßenzüge entlang) oder an Garküchen alles Erdenkliche an Essbarem verkaufen.
Und Bangkok scheint der Touristenhauptumschlagplatz Südostasiens zu sein. Das merkt man recht schnell als Tourist. Wir werden immer wieder von fremden Thais wahllos angesprochen, die stets die gleichen Fragen in der exakt gleichen Reihenfolge stellen und uns am Ende immer ins TAT-Buero schicken wollen (Tourism Authority of Thailand). Dieses wiederum mag zwar staatlich instituiert sein, schlagen dir aber "Reisekomplettpakete" vor, die viel zu überteuert sind. Nach 3 Minuten Bedenkzeit wurden wir höflich hinaus gebeten :D
Nicht nur die ewigen Diskussionen mit den Tuk-Tuk-Fahrern um Preise und "Only-1-Stopp" - Routen, auch das Klima und Tempo der Stadt hat uns schon nach 4 Tagen die Flucht in ruhigere Gefilde ergreifen lassen.
Khao Lak
17.8. - 22.8.
Nach einer 12stündigen Nachtzugfahrt an die Andamanische Küste im Dritte-Klasse-Abteil landeten wir das erste Mal in Surat Thani. Hier treffen auch all die Traveller ein, die weiter nach Ko Phangan wollen. Wir waren tatsächlich die Einzigen in Surat Thani, die nicht in einen der gecharterten Busse verfrachtet wurden, sondern weitere 2 Stunden auf unseren Bus nach Khao Lak warteten, welcher wiederum 4 Stunden bis zu unserem Ziel benötigte. Trotz dieses anstrengenden und langen Trips war das eine der schönsten Zugfahrten, die ich je erlebt habe: Alle Fenster des Zuges weit offen, das laute und monotone Klackern der Schienenübergänge, durch die tropische Dschungelnacht, den Kopf immer wieder in den Wind gehalten, bis zum Sonnenaufgang. Eine nahezu perfekte Zeit, um Gedanken weit schweifen zu lassen.
Khao Lak ist eigentlich nur ein langgezogenes Örtchen, welches sich um den Highway 4 ansiedelt. Davor gibt es Meer, dahinter Dschungel. Im Banana Bungalow haben wir unsere erste Oase gefunden: Ein Bungalow mit einer kleinen Veranda in den begrünten Hof, hinter der Anlage direkt der Dschungel, welcher nachts zum Vollmond eine unglaubliche Geräuschkulisse zauberte. Dazu tropische Früchte zum Nachtisch (Mangostinen, Rambutan, Longan). Wie ein altes Ehepaar in ihrer Kleingartenparzelle, so fühlten wir uns.
Ko Lanta
22.8. - 27.8.2013
Von einem Paradies ins Nächste! Ko Lanta entpuppte sich als Inselperle, die ihre Schönheit nur langsam offenbarte. Bei unserer Ankunft waren wir ein wenig enttäuscht über die sehr felsigen Strände und besonders den Müll, der sich jeden Morgen nach der Flut am Strand aufreihte. Auch war unser Ortsabschnitt (Khlong Khong Beach) nicht so "gepflegt" wie der in Khao Lak, dafür aber auch viel weniger touristisch. Hier im Bee Bee's Bungalow lernten wir das Leben in der Hängematte lieben. In unserer luftigen, schlichten Hütte haben uns regelmäßig Kakerlaken, Geckos, Frösche und einmal auch eine Ratte 'Hallo' gesagt, aber das hat uns nur vorbereitet auf das, was uns sicher noch öfter in den nächsten Monaten begegnen wird. Auf dieser recht verschlafenen Insel haben wir uns zum ersten Mal einen Roller ausgeliehen. In Khao Lak konnten wir uns schon einmal per Fahrrad an den Linksverkehr gewöhnen, jetzt auch motorisiert. Einmal um die Insel in einer guten Stunde, immer wieder größere und kleinere Strandbuchten, mal sind wir hier und da in Dschungelabschnitte eingebogen, vorbei an Mangrovenwäldern an der Ostküste. Ganz im Süden befindet sich der Ko-Lanta-Meeresnationalpark, in dem versteckt einer der schönsten Buchten liegt, die ich bisher gesehen habe. Bilderbuchmässig feiner Sandstrand, türkisblaues, klares Wasser, seichte Wellen.
Auf ausgiebigen Strandspaziergängen an unserem Strandabschnitt kreuzten neben Muschelsuchern witzige Krebse und Weißkopfseeadler unseren Weg.
Ko Phi Phi
27.8. - 30.8.2013
Ko Phi Phi mögen die meisten aus dem Film "The Beach" kennen. Und genau aus diesem Grund ist dieser wunderschöne Fleck Erde auch so herzzerreißend. Hier ist es wirklich so schön wie im Film, nur muss man sich an die Strände der großen 'P.P.'- Insel zugebaute Buchten und überfüllte Strände vorstellen, mit einer Menge Müll und einer abendlichen Beschallung, die ihresgleichen sucht. Während der Ankunft zahlt man 200 Baht Zutrittsgeld für den "Erhalt der Insel", wobei man sich schnell fragt, wo das ganze Geld eigentlich hinfließt. Anscheinend in keinster Weise in eine sinnvolle Bebauung oder in die Abwasser- und Müllbeseitigung. Und das nennt die thailändische Regierung dann auch noch Marine- und Naturschutzgebiet, leider ohne (Einhaltung von) Reglementierungen.
Krabi
30.8. - 4.9.2013
Nach so viel Sonne, Strand und Nichtstun hatten wir urbanen Lebenshunger. In Krabi hofften wir auf buntes Stadtleben ... und das haben wir hier auch gefunden. Krabi hat uns wirklich viel Spaß gemacht. An einem Freitag angekommen, erliefen wir uns das überschaubare Städtchen und kamen natürlich direkt im Herzen der Stadt zum Nachtmarkt. Jedes Wochenende werden mit einer Bühne, Unterhaltung und rundum vielen verschiedenen Ständen die Massen bespaßt. Tagsüber bekommt man auf dem zentralen Markt alles, was man sich vorstellen kann. Besonders frische Früchte (für die leckersten 'Joghurt mit Früchte'-Varianten).
Krabi liegt direkt an einem felsigen Mangrovenwaldgebiet, das wir per Roller 2 Tage lang erkundeten. Beeindruckt hat uns die Tempelanlage inkl. des Tiger Cave Temple auf einem Felsen nordwestlich der Stadt. Nach über 1200 Stufen aufwärts wurden wir mit einem tollen Blick über die Karstfelsen und einem riesigen, sitzenden Goldbuddha belohnt. Beim Abstieg durften wir dann Bekanntschaft mit einer aggressiven Affenhorde machen. Seitdem sind mir Affen nicht sehr symphatisch.
Umso mehr ist Rollerfahren eines der besten Mittel, um sich den Kopf freipusten zu lassen, während man durch eine tolle Landschaft fährt. Dabei weht einem immer wieder ein anderer Geruch entgegen: Mal nach leckerem Curry, dann wieder dieser typische "Frischwäschegeruch", mal nach feuchtem Wald ... Und der Muezzin ruft, während man dem Sonnenuntergang entgegenfährt und die Brisen immer kühler werden.... I <3 it!
Khao Sok
4.9. - 8.9.2013
Khao Sok ist ein Dorf direkt am Khao Sok Nationalpark, welcher einer der ältesten, größten und schönsten Thailands sein soll. Unsere erste Unterkunft, die Art's Riverview Jungle Lodge, ist eine in die Jahre gekommene Bungalowanlage inmitten eines Stücks Urwald. Wir wurden vor den Affen gewarnt, die auch nicht lange auf sich warten ließen und uns in einer Horde besuchen kamen. Ein Leichtes für sie, direkt übers Dach mal schauen zu gehen, was in unserem Freiluftbadezimmer so passiert. Torsten hat sich beim Duschen von den Affen wohl eher beobachtet und bedroht gefühlt, er ergriff ziemlich schnell die Flucht. Wir sind am nächsten Tag in eine günstigere und schönere Unterkunft gezogen (Bamboo Resort). Ohne Affenhorden, dafür mit Mäusen in den Zwischenwänden. Irgendwie scheint immer jemand da zu sein.
Unser erster Trek in den Khao Sok Nationalpark dauerte nur anderthalb Stunden, hat uns aber erst einmal die Lust auf Dschungelwanderungen verdorben. Was wir nämlich nicht wussten: dieser Nationalpark ist einer der wenigen Landabschnitte der Welt, wo Landblutegel vorkommen. Wir hatten schon einmal diese sich witzig fortbewegenden Würmer gesehen, aber nie im Leben damit gerechnet, dass das Blutegel seien. Jetzt stand der Beweis aus: Dominik, ein kurzer Reisebegleiter aus der Schweiz, hatte mehrere am Fuß, Steffen bemerkte zu Hause einen schon fast vollgesogener Egel direkt auf seiner Brust. Ich blieb zum Glück verschont. Die geplanten längeren Touren zu den Wasserfällen sparten wir uns am nächsten Tag, stattdessen mieteten wir uns 2 Roller und fuhren zum 65km entfernten Cheow Lan Dam. Dieser Stausee ist ein ehemaliges Gebirgsgebiet, welches 1982 zur Energiegewinnung geflutet wurde und nun als Stausee fungiert, aus dem bewachsene Felsen ragen und vereinzelt Baumreste aus dem Wasser luken. Mit einem Longtail-Boot sind wir 2 Stunden über dieses riesige Areal gefahren und konnten dank unseres Bootsführers sogar darin baden gehen. Auf dem Heimweg hielten wir in einem Ort mit einem netten Straßenmarkt, wo wir vor einem Monsunschauer unter einem leerstehenden Stand Schutz fanden und dem Treiben um uns anderthalb Stunden zusahen. Khao Sok war unsere letzte Station bevor wir Richtung Malaysia abreisen wollten. Was zwischendrin noch passierte, gibt es als Story ganz unten....
Unsere Reise zur malaysischen Grenze
8.9.-9.9.2013
Eigentlich verlief alles nach Plan: Am 8.9. stiegen wir in den Bus, der uns von Khao Sok direkt nach Surat Thani bringen sollte, wo wir darauf hofften, noch am selben Tag den Zug nach Sungai Kolok im Süden Thailands zu erwischen. In Surat Thani angekommen, ließ uns der Busfahrer auf dem begrünten Mittelstreifen irgendwo in der Stadt raus. Alles musste recht schnell gehen, da wir mitten auf einer mehrspurigen Straße hielten und ich auch dringend aufs Klo musste. Ich nahm die 2 Daypacks in die Hand und beeilte mich aus dem Bus zu kommen. In der Eile habe ich natürlich auch nicht noch einmal meinen Sitz geprüft, ob nicht doch noch etwas daliegt. Ich war mir irgendwie sicher, alles in den Daypack gepackt zu haben. Auf dem Mittelstreifen, den Rucksack fix aufgeschnallt, machte ich mich auf direktem Weg zur Tankstelle, um dort aufs Klo zu gehen. Dabei bemerkte ich das erste Mal, dass meine Gürteltasche nicht dort war, wo sie immer war, nämlich um meine Hüfte geschnallt. Ich machte mir nur einen kurzen Moment Sorgen, ich war mir sicher, sie sei im Daypack. Zurück bei den Jungs angekommen suchte ich sofort nach meiner Gürteltasche - vergebens. PANIK! Alles Wichtige ist in dieser Tasche .... Reisepass, Kreditkarten, Geld, Handy! In so einer Situation klar zu denken fällt schwer, man verfällt eher in einen blinden Aktionismus. Erster Plan: Dem Bus hinterher! Taxi finden! Da kam auch schon die gleiche, nächste Linienbus, der uns zum Busbahnhof mitnahm. Es dauerte eine halbe Ewigkeit, Surat Thani ist groß. Am Busbahnhof angekommen sind wir alle 3 losgelaufen um nach unserem Bus zu suchen, aber ohne Erfolg. Mehrere Leute haben wir gefragt, wo es eine Information gibt und wo die Busse halten und starten. Letztendlich fanden wir auch diesen Platz und dort stand tatsächlich auch der Bus! Ich war mir sicher, jetzt finden wir auch die Tasche wieder! Mein Herz macht einen Freudensprung. Aber im Bus: FEHLANZEIGE! Oh man, ich war so froh diesen Bus wiedergefunden zu haben und dann diese Enttäuschung! Was nun? Polizei rufen! Ich hatte mich schon damit abgefunden, nach Bangkok oder Phuket reisen zu müssen, um mir ein neues Passdokument ausstellen zu lassen. Ich gab mich also dem Polizeiprocedere hin (das kannte ich ja schon aus Lissabon). Mit dem TukTuk fuhren wir zur Touristen-Polizeistation (es gibt hier tatsächlich Polizeistationen nur für Touristenangelegenheiten). Ich bin davon ausgegangen, dass die Polizisten dort auch halbwegs englisch sprechen können, aber auch das war Wunschdenken. Ich habe also versucht meine Situation mit Händen und Füßen zu schildern, was soweit auch geklappt hatte, bis auf das Detail, dass wir den Bus schon abgesucht hatten. Die Jungs von der Polizeistation nahmen die Sache sehr ernst! Ab ins Polizeiauto, der Sheriff, der Hilfssheriff, Torsten, Steffen und ich, Richtung Busbahnhof. An einer Ampel sahen wir tatsächlich den Bus auf der kreuzenden Straße vorbeifahren. Also, an das Horn und die Verfolgungsjagd nahm ihren Lauf, bis der Bus an einer weiteren Station angehalten werden konnte. Die 2 Polizisten gingen hinein, durchsuchten den Bus, fanden ebenfalls nichts, außer ein paar alte Handies. Sie riefen mich in den vollen Bus (was mir echt unangenehm war, weil der Busbegleiter mich ja nun schon kannte) und ließen mich mitsuchen. Dann nahmen Sie den Busbegleiter (ein jüngerer Typ der normalerweise die Fahrkarten verkauft) mit nach draußen und "vernahmen" ihn. Ich wurde immer mal wieder dazu gerufen, wurde gefragt ob eines der Handies meins sei. Das Gespräch schwankte von ernsthaft bis zu einem eher legeren, fast schon humorvollen Gespräch am Ende. Zum Schluss wurde noch ein Foto von mir und dem Busbegleiter gemacht, "für die Behörden der Botschaft" :D Langsam wurde das Ganze, trotz der ernsten Lage, witzig. Zurück auf der Station musste ich dann meinen eigenen verfassten Bericht erneut handschriftlich abschreiben, einen Kopierer gab es nicht und mit lateinischen Buchstaben fällt es den Thais eher schwer. Wir waren alle erschöpft und haben uns nach dieser Polizeiaktion direkt ein Zimmer in der Umgebung genommen. Und wir brauchten nun auch einen neuen Plan. Ich hatte ab dem Zeitpunkt eigentlich keine Hoffnung mehr und machte mich darauf gefasst am nächsten Tag nach Phuket fahren zu müssen. Immer wieder versuchten wir auch mein Handy anzurufen, vergeblich. Ich nahm diese Möglichkeit anfangs gar nicht so richtig ernst, wollte es dann am Abend aber auch selbst mal versuchen. Und beim dritten Mal am späten Abend ging tatsächlich jemand an mein Handy! Nur leider verstand er kein Englisch und ich kein Thailändisch. Und dann brach auch noch auf dem Weg zur Rezeption die Verbindung ab. Ich suchte nach der Hotelmanagerin, denn Sie konnte gut Englisch sprechen und ich hatte ihr schon vorher geschildert, was mir passiert war. Das Mädchen an der Rezeption ließ sie aus Ihrem Zimmer kommen, weil sie mich überhaupt nicht verstand. Ich hoffte so sehr, dass in dem Beisein der Hotelmanagerin noch einmal jemand an mein Handy ging. Aber es rührte sich nichts mehr. Und beim nächsten Versuch wieder nicht. Ich verschob den nächsten Versuch auf den kommenden Morgen, mein letzter Strohhalm! Um 6 Uhr war ich hellwach, aber es war noch viel zu früh für einen ersten Anruf. Um halb 8 hielt ich es dann schon nicht mehr aus, ging zur Rezeption und hoffte dass die Hotelmanagerin schon da wäre. Sie war es nicht. Ich konnte nicht anders als nachzufragen wann Sie denn kommen würde und wieder rief man sie telefonisch direkt nach unten (weil mich mal wieder keiner verstand). Sie kam auch 10 Minuten später und ich hoffte nur noch, dass dieser Weg nicht umsonst war. Ich wählte meine Nummer und die ersten 2 Versuche waren erfolglos, aber beim dritten Mal ging dann wirklich wieder jemand an mein Telefon und ich betete nur noch, dass die Leitung stabil blieb und meine Tasche bzw. wenigstens mein Pass irgendwo abgegeben oder gefunden wurde. Tatsächlich hatte jemand meine Tasche samt Inhalt und Geld an der Information des neuen Busterminals abgegeben. Ich konnte es nicht glauben, wie viel Glück ich in diesem Moment zu haben schien! Ich war so dankbar und froh über die Hilfsbereitschaft dieser Menschen hier! Die Reise konnte also doch wie geplant weitergehen. Puhhhh.....