Es begann im Juni 2010 mit Manuel, einer Bekanntschaft aus meinem Auslandsaufenthalt in Budapest. Er hatte Erfahrungen im Backpacken und nahm mich mit auf meinen ersten Roadtrip durch Osteuropa. 2 Wochen, 3 Länder und das erste Mal Leben aus dem Rucksack. Wir hitchhikten von Budapest zum Balaton, von dort ging es weiter nach Zagreb, Städtehopping an der Adriaküste bis nach Dubrovnik und über Bosnien-Herzegowina zurück nach Budapest. Satt und zufrieden mit neuen Eindrücken und Erfahrungen machte sich zum ersten Mal ein Gefühl der Euphorie breit.
Seitdem packt mich regelmäßig die „Wanderlust“ (ein übrigens internationales Wort). Dann kribbelt es beim bloßen Gedanken an eine neue Welt. Und irgendwann ist der Zeitpunkt des erneuten Aufbruchs da! Im Arbeitsleben ergeben sich dann meist nur 2-3 Wochen. Gerade genug Zeit für kleinere Abschnitte oder Länder: Portugals Atlantikküste, Polens Ostseestädte, Radtour nach Prag, Sizilien, Israel, Palästina & Jordanien, Städtetrips in Belgien, Spanien und Frankreich. Und nach jedem Trip hatte ich das Gefühl: Ich will noch so viel mehr sehen!
Die Idee, irgendwann einmal auf eine Weltreise zu gehen, schwirrte schon längere Zeit als fixe Idee in meinem Kopf herum. Nur gab es zu jedem Zeitpunkt genug Gründe, warum es gerade nicht passt. Aber immer öfter beschäftigte ich mich mit dem Gedanken, traf immer mehr Menschen, die auch schon für ein paar Monate „on the road“ waren. Ich erzählte ihnen von meinem Traum und jeder nahm mir meine Zweifel: „ Mach das auf jeden Fall. Es wird das Beste sein, was du je in deinem Leben gemacht haben wirst!“ Und an einem sonnigen Märztag in einem Liegestuhl auf der Zillertaler Alm fiel es mir wie Schuppen von den Augen: Warum eigentlich nicht? Wenn nicht jetzt, wann dann? Was habe ich zu verlieren? Ich zieh das jetzt durch!
Ich hatte Lust auf eine neue Herausforderung. Der Job und das alte Leben passten nicht mehr richtig, immer häufiger fühlte sich etwas unerfüllt an. Ich durchdachte und überschlief die Entscheidung noch einmal eine Woche, aber die Entscheidung war längst gefallen: Das Herz hatte entschieden, die Ratio musste jetzt nur noch einstimmen. Die Kündigung abzugeben, war der Point of no Return. Ich wusste in dem Moment gar nicht so richtig, was zur Planung einer solchen Reise alles gehört, aber ich kannte mich, meinen Organisationssinn und das Gefühl, das schon alles Gut werden wird. Und meine lieben Kollegen hatten mich zum Abschied mit allerhand Literatur und einem Gutschein für den Globetrotter ausgestattet. 4 Monate Zeit zum Planen, Organisieren, Verträge kündigen und Inspirationen sammeln. 16 Wochen, eine leere Wohnung und 13 Impfungen später (die erste Angst, die ich überwunden habe) fühlte ich mich bereit. Ich wollte Asien sehen! Ich kann mich noch recht genau daran erinnern, dass die einzige Angst, die ich nicht abschütteln konnte, die Angst vor dem Zurücklassen meiner Freunde und Familie war. Was wird aus Ihnen und unserem Verhältnis werden? Wie und wann werden wir uns wiedersehen? Eine der großen Unsicherheiten, mit denen ich zu kämpfen hatte.
Die ersten 2 Monate waren aufwühlend, ich habe manchmal wichtige Freunde vermisst. Dann aber komme ich langsam an, im stetigen Ankommen und wieder Gehen, sich einlassen auf Neues und jeden einzigartigen Tag. Reisen ist immer wieder in Phasen anstrengend und entspannend. Es geht manchmal um Aushalten, Durchhalten, schnelles Entscheiden und Problemlösen, dann wieder folgen Freiräume für Gedanken, Eindrücke und die Dinge, die man kennen und schätzen gelernt hat. Aber immer geht es um das eigene Gefühl, den Situationen wie sie kommen, gewachsen zu sein, ein Urvertrauen in sich selbst.
Heute, einige Wochen nach meiner Rückkehr, fügt sich die Reise zum Ganzen. Ein Gefühl des Stolzes und der Glückseligkeit überkommt mich, wenn ich an diesen Trip denke. Zweifel gibt es vor einer neuen Herausforderung immer, aber das Gefühl, dass alles gut werden wird, gewann immer die Oberhand. Und es wurde gut. Noch besser sogar.